Abschusspolitik verschleudert Millionen von Steuergeldern und bringt Wildhüter an ihre Grenzen
Medienmitteilung des Vereins CHWOLF vom 01. März 2025
Traurige Bilanz der zweiten Regulierungsperiode: 92 tote Wölfe, darunter das gesamte Nationalpark-Rudel, 3 fälschlicherweise geschossene Luchse, überarbeitete Wildhüter und Millionen von Steuergeldern, welche für den präventiven Abschuss der Wölfe verschleudert wurden. Und dies aus rein politisch-agrarwirtschaftlichen Motiven. Die Abschusspolitik hat nichts mit einem wissenschaftlich fundierten Wolfsmanagement zu tun.
Die rein politisch-agrarwirtschaftlich motivierte Abschusspolitik des Bundes und die extensive Nutzung der gesetzlich möglichen Abschussmöglichkeiten durch die Kantone hat die Wildhüter in der zweiten Regulierungsperiode, welche vom 1. September 2024 bis am 31. Januar 2025 dauerte, an ihre Grenzen gebracht und Millionen von Steuergeldern verschleudert.
Im Kanton Wallis wurden 34 Wölfe geschossen und die Wildhüter leisteten dafür 6400 Überstunden. Im Kanton Waadt lagen die Wildhüter 115 Nächte auf der Pirsch um 5 Wölfe zu schiessen. Der Kanton Graubünden schoss 47 Wölfe, darunter das gesamte Nationalpark-Rudel und im Kanton St. Gallen und im Kanton Tessin wurden je 3 Wölfe geschossen. Wieviel Zeit die Wildhüter in den Kantonen GR, SG und TI dafür eingesetzt haben, ist noch nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, dass die meisten präventiv geschossenen Wölfe noch nie Nutztiere gerissen haben. Ganze Rudel durften wegen eines einzigen Risses in geschützten Herden eliminiert werden. Bei Rudeln, welche keine Schäden verursacht haben, also völlig unauffällig waren, durften 2/3 der Welpen als sogenannte „Basisregulation“ geschossen werden. Bekannt ist auch, dass es diverse Fehlabschüsse gab. Im Kanton Graubünden schoss ein Wildhüter fälschlicherweise 3 Luchse statt 3 Wölfen und im Kanton Waadt wurde das Vatertier des benachbarten Risoud Rudels M99 statt eines Wolfes des Mont-Tendre Rudels geschossen.
Bei dieser politisch getriebenen Abschusspolitik, welche unvereinbar mit Verfassungsgrundsätzen und mehreren Bundesgesetzen ist und gegen Internationale Völkerrechtliche Verträge verstösst, geht es nur darum, möglichst schnell möglichst viele Wölfe zu eliminieren und damit unwiderrufliche Tatsachen zu schaffen.
Die Rufe einiger Kantone an den Bund nach Entschädigung ihrer immensen Aufwendungen für die Wolfstötungen sind sowohl ungerechtfertigt und schon fast als frech zu bezeichnen. Die Kantone waren es, die ohne Zwang aber trotzdem in extensiver Art die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpften, um an die Abschussbewilligungen des Bundes zu kommen.
Wölfe sind nur für knapp 2% der Schafabgänge verantwortlich
Wie kürzlich bekannt wurde, starben 2024 über 56‘000 Schafe an Krankheiten, Unfällen oder durch Vernachlässigung. Von den Wölfen wurden nicht einmal 1000 Schafe gerissen. Die Schäden durch die Wölfe betragen somit knapp 2% der gesamten Abgänge und werden im Gegensatz zu allen anderen Abgängen entschädigt! Somit können von Wölfen verursachte Schäden für die Nutztierhalter kein relevantes Problem darstellen. Durch Verbreitung von Fehlinformationen und extremer Hetze, auch durch vermeintliche selbsternannte Wolfsexperten, wird der Wolf als grösstes Problem für die Agrarwirtschaft und die Bauern stigmatisiert. Wenn man diese Zahlen betrachtet muss man sich schon ernsthaft fragen, was diese Abschusspolitik mit diesem riesigen Aufwand soll – ein absoluter Verhältnisblödsinn!
Herdenschutz statt Wolfsabschuss
Würde in der Schweiz ein wissenschaftlich fundiertes Wolfsmanagement betrieben, müssten die Wildhüter keine Überstunden leisten und hätten Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. Für den präventiven Abschuss der Wölfe werden Millionen von Steuergeldern unsinnig verschleudert und aus Spargründen kürzt der Bund das Budget für die dringend benötigten Herdenschutzmassnahmen. Das Ganze ist völlig absurd. Präventive Abschüsse sind meist sogar kontraproduktiv, da sie funktionierende Familienverbände zerstören oder Lücken in Rudelgebieten aufreissen. Diese Effekte nützen den Nutztierhaltern und Alpbewirtschaftern rein gar nichts! Denn der nächste Wolf wird kommen. Ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben Mensch - Wolf - Nutztiere funktioniert nur mit seriös umgesetzten Herdenschutzmassnahmen. Würde das gesamte Geld und die Energie, welche in die präventiven Abschüsse der Wölfe fliesst, in den Herdenschutz gesteckt, würde dies den Nutztierhaltern und Alpbewirtschaftern weit mehr helfen.
Zusätzliche Informationen:
„Wolfshetze – Ursachen und Folgen“ ein Film von Rolf Hösli www.youtube.com
Podcast „Die Wolfspolitik der Schweiz“ mit Christina Steiner, Präsidentin Verein CHWOLF zur aktuellen Abschusspolitik und Hetze gegen den Wolf https://der-wolfspodcast.podigee.io/37-neue-episode
Medienmitteilung vom 01.03.2025 als pdf
Weitere Informationen und Auskünfte:
Christina Steiner, Präsidentin Verein CHWOLF
c.steiner@chwolf.org