Medienhype wegen Wolfsbegegnung
Medienmitteilung des Vereins CHWOLF vom 31. Januar 2025
Die Begegnung zwischen einem 4-jährigen Jungen und zwei Wölfen in Elm löste einen richtigen Medienhype aus. Der Kanton Glarus stufte diese Begegnung als „gefährlich" ein und ordnete den Abschuss von zwei Wölfen an.
Die Ängste der anwesenden Mutter und weiteren Personen sind verständlich und müssen sicher ernst genommen und der Vorfall genau abgeklärt werden. Nach unserer Einschätzung bestand für das Kind jedoch keine Gefahr und der Abschuss der beiden Wölfe wäre nicht nötig. Hätte der Wolf tatsächlich ein räuberisches Interesse gegenüber dem Kind gezeigt, wie in den Medien berichtet wurde, wäre der Vorfall ganz anders ausgegangen. Wenn man die Bilder studiert und die Distanzen einschätzt und etwas Kenntnis über das Wolfsverhalten hat, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass der Wolf, hätte er wirklich angreifen wollen, viel schneller beim Kind gewesen wäre als die Mutter, welche viel weiter weg vom Kind war und erst noch bergauf laufen musste. Hätte der Wolf das Kind tatsächlich als Beute betrachtet, hätte er es auch erwischt. Vermutlich hat sich der Wolf aus reiner Neugier dem Kind auf eine Distanz von 30m angenähert.
Wölfe stellen für Menschen kaum eine Gefahr dar. Seit der Rückkehr des Wolfes 1995 gab es noch keinen einzigen Fall, wo ein Mensch durch Wölfe zu Schaden gekommen wäre. Der Mensch gehört auch nicht ins Beuteschema des Wolfes. Laut neusten Erkenntnissen des Nina-Reports „Angriffe von Wölfen auf Menschen: Eine Aktualisierung für 2002 bis 2020» liegt das statistische Risiko für einen Wolfsangriff zwar über Null, aber dennoch sei er viel zu niedrig, um berechnet werden zu können.
Dass Wölfe gerade im Winter hin und wieder in Siedlungsnähe gesehen werden ist ganz normal und hat nichts mit verlorener Scheu zu tun. Wölfe folgen im Winter ihren Beutetieren (Reh- und Rotwild) welche sich im Winter in tieferen Lagen und in Siedlungsnähe aufhalten.
Auch für Nutztiere ist der Wolf eigentlich das kleinste Problem, wenn man die Zahlen anschaut. Die Risszahlen sind stark rückläufig. Der Wolf ist gerade mal für knapp 2% aller toter Schafe verantwortlich. 2024 verendeten über 56‘000 Schafe. Dies durch Krankheiten, Parasiten, Seuchen, Unfälle oder einfach durch schlechte Haltungsbedingungen. Dem Wolf fielen 2024 rund 1000 Schafe zum Opfer. Trotzdem läuft eine extreme Hetze gegen den Wolf und er muss überall als Sündenbock herhalten. Den Wolfshassern kam dieser Vorfall vermutlich gerade recht. Denn seit Jahren heisst es „erst die Rinder, dann die Kinder“. Nun hat man wieder einen Grund, um weiter Stimmung gegen den Wolf zu machen.
Statt zwei Wölfe zum Abschuss freizugeben, wäre eine aktive Vergrämung der Wölfe und Aufklärung mit tatsächlichen Fakten die weit bessere Lösung gewesen.
Zusätzliche Informationen:
Podcast „Die Wolfspolitik der Schweiz“ mit Christina Steiner, Präsidentin Verein CHWOLF zur aktuellen Abschusspolitik und Hetze gegen den Wolf https://der-wolfspodcast.podigee.io/37-neue-episode
Erkenntnisse des NINA Reports „Wolf attacks on humans: an update for 2002–2020“[1] und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen
Angriffe von Wölfen auf Menschen: Eine Aktualisierung für 2002 bis 2020 | IFAW
Medienmitteilung vom 31.01.2025 als pdf
Weitere Informationen und Auskünfte:
Christina Steiner, Präsidentin Verein CHWOLF
c.steiner@chwolf.org