Kaum werden Wölfe in Siedlungsnähe gesehen wird ihr Abschuss gefordert
Leserbrief / Stellungnahme des Verein CHWOLF vom 16. März 2025
betreffend der in den Medien geschilderten „Wolfsbegegnung" in der Laad, auf Nesslauer Gemeindegebiet im Toggenburg, vom 07.03.2025
Eine Wolfsfamilie beansprucht ein Territorium von ca. 200 bis 250km2. Dies entspricht etwa der Grösse des Kantons Zug. Ein solch grosses Gebiet umfasst in der Schweiz immer Kulturlandschaft und zahlreiche grössere und kleinere Siedlungen, Weiler, einzelne Höfe, Kunstbauten und auch mal eine ländliche Bushaltestelle. Wölfe meiden nach Möglichkeit den direkten Kontakt zu Menschen, nicht jedoch unsere Infrastruktur. Strassen, Wege und Brücken nutzen sie oft um Energie zu sparen und, Gebäude, Scheunen, Geräte und vieles mehr stellen für Wölfe höchstens ein Hindernis aber keine Gefahr dar. So kommt es immer wieder vor, dass Wölfe auch durch eine zeitweise unbelebte Siedlung, an einem Hof, einer Bushaltestelle vorbei oder auch einmal über eine Skipiste laufen, ohne dass sie jedoch gezielt den Kontakt zu Menschen suchen. Sie trotten auf ihren täglichen Streifzügen einfach durch ihr Territorium. Sie nutzen dabei ihren gesamten Lebensraum, welcher quasi ihr Wohnzimmer ist. Da kann es auch mal zu der einen oder anderen Wolfsbegegnung oder Sichtung kommen, das heisst aber absolut nicht, dass sie ihr natürliches Meide Verhalten gegenüber dem Menschen verloren hätten.
SVP-Politiker fordern Abschuss
Nach einer solch ganz normalen Sichtung im Toggenburg, wurde von SVP-Politikern bereits wieder der Abschuss von 3 Wölfen gefordert. Das ist im höchsten Grad unseriös und anmassend. Denn es gab nicht einmal eine direkte Begegnung mit Menschen. Laut diversen Berichten «waren die Kinder zum Glück noch im Haus» und «nur wenige Minuten später hätten Kinder an der Bushaltestelle sein können», als die 3 Wölfe nahe am Haus und an der Bushaltestelle vorbeiliefen. Mit diesen Aussagen wird eine Gefahrensituation suggeriert, die überhaupt nicht vorhanden war.
Wir Menschen sind nicht alleine auf dieser Erde
Wir teilen und nutzen unseren Lebensraum mit zahlreichen anderen Lebewesen, wie auch unseren heimischen Wildtieren Reh, Hirsch, Fuchs, Dachs, Wolf und vielen mehr. Dies gilt es zu respektieren. Wir können doch nicht einfach alles was uns unbequem und unangenehm ist oder uns ökonomisch nicht in den Kram passt einfach niederschiessen und vernichten.
Wölfe stellen für uns Menschen kaum eine Gefahr dar
Jede andere Gefahr, die wir uns tagtäglich aussetzen, wie z.B. im Strassenverkehr, im landwirtschaftlichen Arbeitsumfeld, beim Gebrauch von Handwerkmaschinen, oder die eines Zeckenbisses oder beim durqueren einer Mutterkuhherde, ist um ein Vielfaches grösser, als die Gefahr welche von Wölfen ausgeht. Jedes Jahr gibt es Unfälle mit Mutterkühen mit Schwerverletzten oder gar toten Menschen. Aber kein SVP-Politiker hat je den präventiven Abschuss von Mutterkühen oder ganzer Kuhherden gefordert. Bei solchen schweren Unfällen mit Nutztieren gibt es eine kurze Meldung in den Medien und das wars. Ganz anders jedoch bei Wildtieren: sobald ein Wolf nur in der Nähe von Siedlungen oder Menschen gesehen wird, geht das unseriöse und hetzerische Geschrei los und der Abschuss der Wölfe wird gefordert. Dieses Verhalten ist völlig unreflektiert, unseriös und eines Erdenbewohners unwürdig!
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