Wolf reisst Schafe im Dorf Eischoll (VS)
Laut Walliser Bote hat am Montagmorgen 13.10.2014 ein Wolf mitten von Wohnhäusern in Eischoll und neben dem Kinderspielplatz eine Schafherde angegriffen und ein Schaf getötet. Die drei Mitarbeiter einer Kanalreinigungsfirma, die den Wolf entdeckten, wollten sich vergewissern, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, und stiegen über den Zaun zu der Schafherde. Der Wolf soll gemäss ihren Aussagen wenig Scheu gezeigt haben, lief in einer Distanz von ca. 40 Metern zweimal an ihnen vorbei und soll sich auch einmal kurz genähert haben. Danach habe er einen Ausgang aus dem Gehege gesucht und dabei am Elektrozaun einen Stromschlag versetzt bekommen. Mit einem Sprung habe das Raubtier daraufhin das Weite gesucht.
Die Bevölkerung ist nun besorgt, dass sich der Wolf sogar während dem Tag in die Wohnzone wagt und hat Angst um ihre Kinder. Eischolls Gemeindepräsident Patrick Amacker befürchtet gar einen illegalen Abschuss des Wolfes wenn nichts unternnommen würde.
Kommentar des Verein CHWOLF und Wissenswertes
Auch wenn der Wolf in der Nähe des Dorfes ein Schaf gerissen hat, ist das Verhalten des Wolfes im Einzelfall dennoch nicht aussergewöhnlich. Die Besorgnis der Bevölkerung muss jedoch ernst genommen werden.
- Der Wolf hat das Schaf nicht mitten im Dorf gerissen, sondern am Dorfrand bei den letzten beiden Häusern und auf einer Weide in der Nähe des Waldrandes. Der Wolf konnte also ungestört vom Wald her in die Weide gelangen und musste nicht mitten durch das Dorf.
- Der Wolf wurde morgens gegen 7.30 Uhr in der Schafherde bei seinem Riss entdeckt. Das heisst, der Wolf hat das Schaf schon vorher in der Nacht noch bei Dunkelheit oder Dämmerung gerissen.
- Beim Annähern der Menschen an den Wolf wurde dieser trotz Beute unsicher, bewegte sich hin und her und flüchtete schliesslich. Das zeigt eindeutig, dass die Scheu des Tieres viel grösser war als der Drang seine Beute zu verteidigen.
Wildtiere kommen nachts häufig in die Nähe von bewohnten, in der Nacht jedoch ruhigen, Zonen. So werden auch Wölfe nachts hin und wieder nahe oder bei bewohnten Gebieten herumstreifen. Dies ist ein natürliches Verhalten. Deshalb müssen auch Herden nahe oder in Siedlungen gut geschützt werden. Ein Elektrozaun ist ein wichtiges Herdenschutzelement, macht jedoch alleine noch keinen perfekten Herdenschutz aus. In bekannten Wolfsgebieten, wie es das Gebiet um Eischoll ist, müssen dringend weitere Schutzmassnahmen ergriffen werden. Es muss verhindert werden, dass sich der Wolf an unnatürliche und einfache Nahrungsquellen gewöhnen kann.
Beratung und Stellungnahme der interkantonalen Kommission
Am 16. Oktober hat nun die interkantonale Kommission für Raubtierfragen (IKK) den Fall analysiert und besprochen und ist zum Schluss gekommen, dass sich unmittelbar kein Abschuss aufdrängt.
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