Ständerat beschliesst eine Aufweichung des Wolfsschutzes

Meldung von KEYSTONE-SDA, Bern vom 29. September 2022

 

Wölfe sollen nicht nur geschossen werden dürfen, wenn sie Schäden angerichtet haben, sondern auch, um künftige Schäden zu verhüten. Der Ständerat hat eine Art Regulierungssaison für Wölfe im Jagdgesetz aufgenommen.

Ausgearbeitet hatte die Vorschläge die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats (Urek-S). Im Zentrum steht die proaktive Regulierung von Wolfsbeständen. Diese soll nicht nur Schäden verhindern, sondern auch, dass Wölfe Menschen gefährden. Der Ständerat hiess die Vorlage am Donnerstag mit 31 zu 6 Stimmen bei 4 Enthaltungen gut.
Bestandesregulierungen beim geschützten Wolf sollen künftig ebenso möglich sein wie beim geschützten Steinbock. Gemäss Antrag der Urek-S sollen Wölfe zwischen 1. September und 31. Dezember reguliert werden dürfen. Wölfe hätten sich inzwischen in der Schweiz angesiedelt, sagte Kommissionssprecher Othmar Reichmuth (Mitte/SZ).

 

gesamte Meldung des KEYSTONE-SDA, Bern vom 29. 09.2022 als pdf

 

Kommentar von CHWOLF

Es ist äusserst bedenklich, dass Politiker Entscheide über eine Tierart und allgemein über unsere natürlichen tierischen Mitbewohner fällen können, von denen sie wenig bis überhaupt keine fachliche Ahnung haben. Die Diskussionen in den Räten zum Thema Wolf reichen von nicht fundierten Meinungsäusserungen über reine Behauptungen bis hin zu klaren aber wirkungsbewussten Falschaussagen.
Es findet zurzeit eine regelrechte Hetze und Natur-Ignoranz vor allem von Seiten des Bauernverbandes und gewissen Kreisen der Landwirtschaft statt und dies wird leider auch erfolgreich in die politische Diskussion getragen.

Wenn der Wolf dem Steinbock gleichgestellt wird und vom 1. September – am 31. Dezember reguliert werden darf, wird das Chaos erst losgehen. Denn weniger Wölfe bedeuten nicht automatisch weniger Schäden! Wird wahllos in intakte Rudel geschossen, wird dies die Sozialstruktur der Rudel verändern und ganze Rudel werden auseinanderfallen. Dies bedeutet, dass viele unerfahrene Jungtiere alleine unterwegs sind und erst recht auf einfache Beute angewiesen sind. Es ist auch möglich, dass die Reproduktion, wie von den Füchsen her bekannt,  angekurbelt wird und es im Folgejahr mehr Wölfe im Gebiet hat. Mehrere wissenschaftliche Studien belegen auch, dass eine Regulation in den Folgejahren mehr Schäden verursachen kann.

Zudem wäre eine präventive Regulierung der Wölfe, ohne dass sie Schäden angerichtet haben und ohne, dass vorgängig Herdenschutzmassnahmen umgesetzt wurden, ganz grundsätzlich nicht mit der Berner Konvention vereinbar und entspricht auch nicht dem Willen des Volkes, welches im Herbst 2020 das revidierte Jagdgesetz mit einer präventiven Regulierung abgelehnt hat.

Nun muss sich der Nationalrat mit dieser Vorlage beschäftigen und in der Wintersession darüber entscheiden. Es bleibt zu hoffen, dass der Nationalrat dieser schlechten Entwicklung klar entgegenhält.

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