Die Märchen vom bösen Wolf  -  wie gefährlich sind Wölfe

Ist die Anwesenheit von Wölfen für Menschen wirklich gefährlich?

Im Märchen wird der Wolf meist als Menschenfresser und Bösewicht dargestellt. Die Märchen der Gebrüder Grimm «Das Rotkäppchen» oder «Der Wolf und die sieben Geisslein» haben dieses Bild für Generationen von Kindern geprägt. Viele Menschen haben Angst vor dem Wolf. In der Überlieferung wird der Wolf nicht nur als Plage für Wild- und Haustiere, sondern auch als Menschenfresser dargestellt. Nicht nur in Märchen, sondern auch in historischen Berichten wird der Wolf als notorischer Menschenfresser dargestellt. Dies steht in krassem Gegensatz zu den Erfahrungen aus der Neuzeit, so dass man am Wahrheitsgehalt dieser Überlieferungen zweifeln kann. Die Berichte aus dem Mittelalter und bis in die Renaissance sind jedoch so zahlreich, dass sie kaum alle erfunden sein können. Man nimmt an, dass menschenfressende Wölfe im Zusammenhang mit einem Krieg oder bei Seuchen - zum Beispiel der Pest - vorgekommen sind. Sie haben die Menschen jedoch nicht getötet, sondern sie haben die auf den Schlachtfeldern liegengelassenen, oder nur leicht vergrabenen Leichen, wieder ausgegraben und angefressen. 

Aus heutiger Sicht stellt der Wolf für den Menschen kaum eine Gefahr dar

Wölfe sind sehr intelligente und scheue Tiere und sind Menschen gegenüber sehr misstrauisch, da er ihr grösster Feind ist. Wölfe wurden in Europa über Jahrzehnte von uns Menschen bis beinahe zur Ausrottung gejagt und nur diejenigen Wölfe haben überlebt, die am meisten Angst vor Menschen entwickelten, sich vor ihnen versteckten, oder flüchteten. Demzufolge konnten sich auch nur diejenigen Wölfe mit der meisten Angst gegenüber dem Menschen fortpflanzen und so wurde diese Angst von Generation zu Generation weitervererbt.
Ein gesunder Wolf in freier Wildbahn, riecht, hört und sieht einen Menschen lange bevor dieser den Wolf überhaupt wahrnehmen kann. Der Wolf wird, wenn immer möglich dem Menschen ausweichen und sich zurückziehen. Dank seiner Fellbarbe ist er auch sehr gut getarnt und wenn er sich nicht bewegt, ist er schlecht von der Umgebung zu unterscheiden. Die Chance einem Wolf in freier Wildbahn zu begegnen ist also äusserst gering. Wer viel Glück hat, kann ihn vielleicht auf weite Distanz beobachten.

In ganz seltenen Fällen können Wölfe in freier Natur für den Menschen jedoch gefährlich werden. Dies bei Tollwut (kommt in der Schweiz jedoch seit 1999 nicht mehr vor und auch unsere Nachbarländer sind tollwutfrei), wenn sie provoziert und in die Enge getrieben werden oder wenn sie durch Menschen angefüttert werden und die natürliche Scheu verlieren.

Ein Wolf wird jedoch nicht grundlos einen Menschen anfallen, auch nicht, wenn er Hunger hat! Er wird auch nicht von heute auf morgen zum Problemwolf, es gibt immer eine Vorgeschichte! Und meist wird dies durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst, wie Anfütterung oder künstliche Futterquellen. Wichtig ist ein gutes Monitoring, damit man frühzeitig erkennt, wann sich ein Wolf zu einem Problemwolf entwickelt und man dann bei diesem Wolf gezielt einschreiten kann.

Seit 1950 sind in Europa 9 tödliche Angriffe von Wölfen auf Menschen bekannt geworden:

  • 5 Menschen starben durch den Angriff von tollwütigen Wölfen.
  • In Spanien sind 4 tödliche Angriffe auf Kinder bekannt, die alle vermutlich auf Anfütterung zurückzuführen sind.
  • Seit der Rückkehr der Wölfe in die Schweiz (1995) und nach Deutschland (1998), mit bereits über 70 Rudeln, ist kein einziger Wolfsangriff auf Menschen bekannt.  (Stand Oktober 2018)

Zum Vergleich: Im Jahr 2017 ereigneten sich in der Schweiz 17'800 Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Dabei verloren insgesamt 219 Menschen ihr Leben. Und jährlich sterben Menschen durch Hundebisse, Bienenstiche, Kühe, Pferde oder Wildschweine und trotzdem lösen alle diese Tiere nicht eine solch grosse Angst und Besorgnis aus, wie es Wölfe tun.

Solange der Wolf sein natürliches und angeborenes Misstrauen zu uns Menschen behält, stellt er für uns Menschen auch keine Gefahr dar!

 

NINA-Studie - The fear of wolves: A review of wolfs attacks on humans

2002 wurde vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) unter der Leitung von J.D.C. Linnell die Studie «The fear of wolves: A review of wolfs akkacks on humans» veröffentlicht. Ein 18-köpfiges Team versuchte herauszufinden wann und wo es weltweit Übergriffe von Wölfen auf Menschen gegeben hat und hat die Resultate in der Studie zusammengefasst.

>>>  NINA-Studie: "The fear of wolves: A review of wolfs attacks on humans" als pdf
        © NINA - NIKU, Stiftung für Natur- und Kulturforschung, Trondheim

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