Wolfshybriden
Der Begriff "Hybriden"
Ein Hybride ist ein Nachkomme von Eltern zweier Spezies, die nicht der gleichen Art angehören. Hybriden sind in der Regel gesünder, leistungsfähiger und widerstandsfähiger, was vor allem in der Pflanzenwelt sehr geschätzt wird, da dies bei Getreidearten bis zur Verdoppelung der Erträge führen kann (Heterosis-Effekt).
>>> Details zum Heterosis-Effekt
Auch ein Maultier (Pferd/Esel) ist leistungsfähiger als ein Pferd und wurde vor allem gezüchtet um schwere Lasten zu ziehen. Hybriden sind in der Regel nicht fortpflanzungsfähig. Rein biologisch gesehen ist deshalb der Begriff Wolfshybride falsch, denn Wolf und Hund gehören der gleichen Art an. In der Zucht wird der Begriff aber dennoch für Nachkommen von Kreuzungen verschiedener Rassen und Zuchtlinien verwendet. Hybride steht allgemein für Bastard, Mischling und kommt aus dem lateinischen Hybrida.
Wolfshybriden
Ein F1-Wolfshybride ist die erste Generation einer Kreuzung aus einem Wolf und einem Hund und kommt einem 50%-igen Wolf gleich, weil jedes Elternteil zur Hälfte am genetischen Code der Nachkommen beteiligt ist. F2 bedeutet, dass ein Grosselternteil ein Wolf war usw.. F1-Hybriden sind genetisch uniform, das heisst sie sind im Phänotyp (Erscheinungsbild) und im Genotyp (Erbausstattung) gleich. Sie sind in der Regel besonders gesund, leistungsfähig und ausdauernd. Diese Eigenschaften sind aber nicht vererbbar. Wolfshybriden ab der F2-Generation haben oft “gemischte” Welpen. Einige Welpen können sehr wolfsähnlich sein was das Aussehen und oder das Verhalten betrifft, andere Tiere aus demselben Wurf können hundeähnlich im Aussehen und oder im Verhalten sein. Zusätzlich kann es zu jeder Art von Ausprägung dazwischen kommen.
Wolfshybriden in freier Natur
Wolfshybriden in freier Natur sind sehr selten, es kann aber dennoch vorkommen, dass sich ein Wolf mit einem verwilderten Hund verpaart. Dies ist grundsätzlich ein natürlicher Vorgang und ist Teil der Evolution. In Ländern mit vielen frei lebenden, verwilderten Hunden kommt es eher vor als bei uns, wo die meisten Hunde in menschlicher Obhut leben und nicht frei herumstreunen.
Hunde sind jedoch nicht die bevorzugten Geschlechtspartner eines Wolfes. Eine Verpaarung mit einem Hund kann auch nur vorkommen, wenn während der Paarungszeit kein geeigneter Geschlechtspartner gefunden werden kann. Die Paarungszeit (Ranzzeit) bei Wölfen ist einmal im Jahr (monöstrischer Zyklus), im Zeitraum Januar bis März, je nach Region. Eine Wölfin wird nur 1x im Jahr läufig und auch ein Wolfsrüde ist nur zu dieser Zeit zeugungsfähig, die restliche Zeit des Jahres werden in den Hoden keine Spermien gebildet. Nicht wie Hunderüden, die das ganze Jahr über eine läufige Hündin decken können.
In der Vorranzzeit steigt der Östrogenspiegel der Fähe (Weibchen) stark an. Die Läufigkeit eines Weibchens und damit seine Paarungsbereitschaft, werden dem Rüden in Form von Pheromonen (Duftbotenstoffe) im Urin des Weibchens angekündigt. Dies löst schon in der Vorranzzeit beim Rüden eine vermehrte Testosteron-Ausschüttung aus, es kommt zur Spermatogenese (Bildung von Spermien) und zu einem entsprechenden Sexualverhalten. Das heisst, ein Wolfsrüde muss über längere Zeit (mehrere Wochen) mit einem läufigen Weibchen zusammen sein, damit sich überhaupt Spermien bilden und er zeugungsfähig ist. Dies ist auch der Grund, warum es bei den seltenen Wolf – Hund Verpaarungen in der Regel Wölfinnen sind, die sich mit einem Hund verpaaren und nicht Wolfsrüden mit einer Hündin.
In der Schweiz sind seit der Wiedereinwanderung der Wölfe 1995, bisher noch keine Wolfshybriden nachgewiesen worden. Alle bis jetzt in der Schweiz genetisch nachgewiesenen Wölfe stammen aus der Italienischen Population und sind reine Wölfe. (Stand März 2018)
In Deutschland kam es in zwei Fällen zu einer Verpaarung zwischen Wolf und Hund. Zu Beginn der Wolfsbesiedelung paarte sich eine Wölfin in der Lausitz mit einem streunenden Hund (2003) und 2017 gab es in Thüringen eine weitere Verpaarung zwischen einer Wölfin und einem Hund.
Wolfshybriden, die in freier Wildbahn und unter Wölfen aufwachsen, verhalten sich wie reine Wölfe und sind auch Menschen gegenüber genauso misstrauisch wie ihre Eltern.
Wolfshybriden in menschlicher Obhut
Aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer Sturheit und Unberechenbarkeit kann die Arbeit mit einem Wolfshybriden eine wahre Herausforderung sein. Die Erfahrung mit Hunden reicht für den Umgang mit solchen Tieren bei weitem nicht aus. Ein Wolfshybride ist kein Haustier und die Haltung solcher Tiere ist extrem schwierig, was die Halter meist überfordert. Spätestens mit der Geschlechtsreife können die Probleme mit solchen Tieren beginnen, wobei es dann nicht selten zu gefährlichen Situationen für Mensch und Tier kommt. Ein Wolfshybride ist weder Wolf noch Hund und zeigt andere Verhaltensmuster als ein Hund und auch die Körpersprache, die bei einem Wolf sehr gut deutbar ist, ist bei Hybriden in vielen Situationen schlechter einschätzbar und deshalb auch unberechenbar. Sie können extrem misstrauisch, scheu und schreckhaft sein und fühlen sie sich in die Enge getrieben, sind sie auch bereit sich zur Wehr zu setzen und zu beissen. Sie können auch sehr zerstörerisch sein. Genau wie der Wolf lieben sie es einen Bau zu graben und Büsche und Sträucher auszubuddeln, nichts ist vor ihnen sicher. Sie sind auch wahre Fluchtkünstler und können bei ihren Fluchtversuchen einiges an Zerstörung hinterlassen.
Wolfshybriden werden oft aus dem osteuropäischen Ausland oder aus den vereinigten Staaten schwarz eingeführt.
◊