Stellungnahme zum Artikel „Ein Zusammenleben mit dem Wolf ist nicht möglich“, Höfner-Ausgabe vom 9. Juli 2014

von Christina Steiner, Präsidentin des Verein CHWOLF


Der Wolf ist ein heimisches und streng geschütztes Wildtier und sollte als solches auch respektiert werden. Als wichtiger Bestandteil der Biodiversität trägt er aktiv dazu bei, dass Ökosysteme natürlich im Gleichgewicht gehalten werden, z.B. indem er einen gesunden und starken Wildbestand begünstigt. Dies sind gute Gründe, um den Wolf bei uns eigentlich wieder willkommen zu heissen. Nur haben wir leider verlernt mit der Natur und dem einst heimischen grossen Beutegreifer zu leben. Der Wolf hat unserer Meinung nach die gleiche Berechtigung hier zu leben wie jedes andere heimische Wildtier auch.

Ein Zusammenleben mit dem Wolf ist auch in der dichtbesiedelten Schweiz möglich, bedingt aber ein Umdenken und ist mit zusätzlichem Aufwand und Kosten verbunden, was der Mensch in der Regel scheut. Den Wolf zu verbieten oder abzuschiessen ist viel einfacher als die Nutztiere zu schützen und den damit verbundenen Aufwand in Kauf zu nehmen. Die Wölfe einfach abzuschiessen ist aber keine Lösung! Der Wolf kennt keine Landesgrenzen und wird immer wieder vom Süden, von Italien und Frankreich her, in die Schweiz einwandern.

Natürlich gibt es auch Probleme mit dem Wolf, wenn er Nutztierherden angreift.  Mit richtig umgesetzten Herdenschutzmassnahmen wären Übergriffe jedoch in den meisten Fällen vermeidbar. Auf der Alp Ramuz beispielsweise, die  Mitten im Gebiet des Calandarudels liegt, wurde dank vorbildlichem Herdenschutz in der letztjährigen Alpsaison kein einziges Tier gerissen.

Bei gut bewachten Herden hat der Wolf nur noch in ganz seltenen Fällen und beim Zusammentreffen ver­schiedener den Schutz erschwerender Faktoren wie etwa unübersichtliches Gelände, schlechtes Wetter, Nebel, Wind und Dämmerung überhaupt eine Chance, ein Nutztier zu erwischen. Ein guter Herdenschutz kann keine 100%ige Sicherheit garantieren, jedoch kann dank den Herdenschutz­hunden ein grösserer Schaden auch in schwierigen Situationen verhindert werden.
Als Alternative zu Herdenschutzhunden können auf kleinen, übersichtlichen Weiden auch Lamas eingesetzt werden. Diese Tiere haben den Vorteil, dass sie kostengünstiger sind und keine Probleme mit Wanderern verursachen. 

Der Wolf, der am 7. Juni im Nuoler Ried (SZ) Schafe gerissen hat, war der männliche Jungwolf M43 aus dem letztjährigen Wurf des Calandarudels. Er konnte bereits am 1. Juni bei Näfels (GL) nachgewiesen werden und wurde dann am 18. Juni in Schlieren (ZH) von einem Zug erfasst und getötet. Auch der zweite Wolf (M46), der am 29. April und 1. Mai im Kanton Schwyz (Region Einsiedeln) nachgewiesen wurde, war nur auf der Durchwanderung. Mitte Mai wurde er bereits in Untereggen (SG)  und Heiden (AR) nachgewiesen. Die meisten Jungwölfe wandern mit 10-22 Monaten auf der Suche nach einem eigenen Revier und Partner/in vom elterlichen Rudel ab und legen dabei meist in kurzer Zeit sehr weite Strecken zurück. Dabei können sie durchaus auch in der Nähe von Siedlungen durchwandern. Für den Menschen stellt der Wolf jedoch keine Gefahr dar! Der Wolf ist ein scheues Wildtier und zieht sich zurück, wenn Menschen in der Nähe sind. Wichtig ist, dass der Wolf nicht angefüttert wird, sodass er seine natürliche Scheu gegenüber Menschen behält.

Der Verein CHWOLF betreibt Aufklärungsarbeit über den Wolf und unterstützt bereits seit drei Jahren Herdenschutzmassnahmen auf verschiedenen gefährdeten Alpen. Auf diese Weise versuchen wir, eine Brücke zwischen Schafhaltern und Wolfsbefürwortern zu schlagen.

Detaillierte Infos zum Wolf und Herdenschutz, sowie das Merkblatt von KORA „Wölfe vor unserer Haustüre“ finden Sie auf unserer Website www.chwolf.org

 

  Stellungnahme vom 10.07.2014 als pdf


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